Faszientraining / Faszientherapie / Tensegrales Training / Horse Tensegrity Training

 

2021 hatte ich das Glück, Veronika von Rohrscheidt und Tina Hau von Pferdekörper in Funktion kennenzulernen und ihre Techniken von Grund auf zu erlernen. 

 

Vereinfacht ausgedrückt, geht es beim tensegralen Training darum, jeder Struktur wieder ihre ursprüngliche Aufgabe zuzuführen - Beweger bewegen, Stabilisatoren stabilisieren. 

Nur wenn dies gegeben ist, kann der Körper gesunderhaltend funktionieren. 

 

Durch diese Form der Arbeit ist es möglich, das volle Bewegungsausmaß jedes Gelenks, sei es in Flexion (Beugung) oder Extension (Streckung), zu kreieren und den Pferden dadurch ein neues Verständnis von Bewegung nahezubringen.

 

Denn wenn Beweger stabilisieren, verkürzen sie und können demnach nicht ihr gesamtes Bewegungspotential entfalten. 

 

 

Faszientherapie und Faszientraining gehen Hand in Hand. Denn erst einmal muss das Gewebe aus seiner Dysfunktion geholt werden, erst dann kann es in seiner ursprünglichen Funktion trainiert werden.  

 


Bisher wurde im Pferdesport nach dem Grundsatz der BioMECHANIK gearbeitet. Wir haben das Pferd und seine Bewegung also durch Hebelgesetze erklärt.

 

Heute wissen wir, dass dies nur ein ganz kleiner Teil des Zusammenspiels im Körper ist.

Das Prinzip des tensegralen Trainings basiert auf dem System, bei dem durch kontinuierliche Spannung und lokale Kompression ein Gleichgewicht entsteht, das in sich stabil und gleichzeitig flexibel ist.

  • Was das für uns bedeutet:

Die kontinuierliche Spannung wird bei Lebewesen durch das Weichteilgewebe aufgebaut. Lokale Kompression beschreibt also das Knochengewebe. Hier befinden wir uns mittlerweile in der Annahme, dass es nicht die Knochen sind, die unser Gebäude ausmachen, sondern dass diese in einem Komplex aus Muskeln, Sehnen, Bändern und natürlich Faszien schweben.

  • Wir haben also ein dynamisches Gleichgewicht, oder nicht?

Viele Pferde haben dieses „dynamische Gleichgewicht“ verloren. Durch Überlastung, (unerkannte) Verletzungen, die schiefe von Pferd und Reiter, Zucht, Aufzucht, etc., kommt es zu einer Veränderung dieses dynamischen Gleichgewichtes hin zu einem statischen Bewegungsmuster.

  • Wer kennt das nicht?

Man steckt in einem Kreislauf aus Aufbautraining und Verletzungen fest, ohne jemals ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Der so genannte „Teufelskreis“ hat Einzug gehalten.

  • Was wir machen:

Wir durchbrechen diesen Teufelskreis!

 

Denn meistens entsteht dieser, wenn die Pferde verlernt haben, wie man sich korrekt bewegt. Wie Muskeln ermüdungsfrei genutzt werden, was das maximale Ausmaß eines Gelenks bedeutet, wie ein Becken korrekt rotiert oder der Rücken genutzt wird. Diese Beispiele sind nur einige von vielen, aber alle haben eine Sache gemeinsam:

 

Dem Pferd als Fluchttier liegt es in der Natur, seine „Problemchen“ zu kaschieren. Genau wie wir Menschen uns an Bewegungseinschränkungen gewöhnen, so sind Pferde darauf angewiesen, keine Schwäche zu zeigen. Das bedeutet, das Pferd beginnt zu Kompensieren. Und das hat auch in einigen Situationen seine Berechtigung – dazu aber später mehr.

Dieses Kompensieren hat in den häufigsten Fällen einen Rattenschwanz zur Folge – sollte man sich nicht um die Ursache der Kompensation kümmern. Da Pferde still leiden und Adrenalin ein Schmerzkiller ist, der in der Pferdeausbildung auch heute noch einen hohen Stellenwert einnimmt, ist es aber nicht immer so einfach, diese Kompensation einer korrekten Ursache zuzuordnen.

Und nun kommt das Kompensieren ins Rollen: Ein Festhalten hier, ein Überlasten da, ein Ausweichen dort… Bis das Pferd nicht mehr nur kompensiert, sondern lahm geht.

 

Ständige Sehnenschäden, Trageschwäche, Stoffwechselprobleme, häufige unerklärte Lahmheiten, Husten, Jucken, Magenschmerzen… die Liste ist endlos.

Und in (Achtung! Ich lehne mich weit aus dem Fenster) ich würde sagen mindestens 85 % der Fälle ist das alles auf fehlerhafte Bewegungsmuster zurückzuführen. Gepaart mit daraus resultierendem Stress im Körper, schlechten Haltungsbedingungen, Unzufriedenheiten mit dem Menschen und/oder tierischem Nachbarn… die Abwärtsspirale kennt kein Ende.

 

Ein Pferd, das mit sich und seinem Körper im Reinen ist, das sich gesund und vor allem schmerzfrei bewegen kann, hält deutlich mehr aus, was äußerliche Einflüsse angeht. Es besitzt die Möglichkeit zur gesunderhaltenden Kompensation, um sich genau dadurch verschleißfrei und ermüdungsarm bewegen zu können.

  • Und was machen wir im Training?

Wir geben dem Pferd eine neue Bewegungsidee

Wir führen den Strukturen im Körper wieder ihren eigentlichen Aufgaben zu

  • Um es runter zu brechen:

-          Bewegungsmuskulatur bewegt, Stabilisationsmuskulatur stabilisiert, Gelenke öffnen UND schließen, Rippen bewegen sich.

 

Wir wollen also

endgradige Beweglichkeit bei größtmöglicher Stabilität!

 

„Es gibt keine schwierigen Pferde, sondern nur Pferde in Schwierigkeiten“

 Dr. Veronika von Rohrscheidt